Verein schafft neuen Raum für die Kunst

 

KM 570 hat sein Domizil renoviert – Ausstellungsbetrieb soll in Fahrt kommen – Werke von Martin Noël zum Auftakt

 Von unserer Redakteurin Anke Mersmann

Koblenz. Vorüber sind die Zeiten, in denen der Kunstverein Mittelrhein KM 570 keinen eigenen Ausstellungsraum hatte. Diese Heimatlosigkeit war „ein echtes Handicap für unsere Arbeit“ sagt der Vorsitzende Uli Hoffelder. Zwar zeigte der Verein jährlich Ausstellungen in Koblenz und der Umgebung. „Aber wir mussten immer wieder interessante Ideen und Künstler zurückstellen, wenn wir auf keinen Raum zugreifen konnten“, sagt Hoffelder. Das soll sich jetzt ändern – weshalb sich auch Koblenzer Kunstfreunde auf ein Plus in Sachen Ausstellung freuen können.

Hoffelder steht mitten im neuen Domizil des KM 570, das der Verein zwar schon im vergangenen Spätsommer in der Hofstraße 268 in Ehrenbreitstein bezog und dort auch schon eine Licht- und Klanginstallation von Franziskus Wendels zeigte oder seine Türen öffnete, wenn in der Galerie Sehr nebenan die Kunst gefeiert wurde. Jetzt aber ist der kleine Kunstraum frisch renoviert: Die Wände sind glatt und geweißt, die Risse im Boden sind ausgebessert und unter grauer Betonfarbe verschwunden. Der Raum mit der großen Fensterfront und Deckenstuck, in dem in den vergangenen Jahren ein Künstler und für einige Monate das Theater am Ehrenbreitstein wirkten, kommt ohne Chichi aus, ist aber schmuck geworden. „Eigenleistung des Vereins“, sagt Hoffelder. Und jetzt, da alles fertig ist, soll der Ausstellungsbetrieb im Kunstraum richtig in Schwung kommen. Angelaufen ist er mit der Schau „Im Fluß der Farben“ des Malers, Zeichners und Holzschneiders Martin Noël (1956–2010), der viele Jahre in Bonn lebte.

Ein großformatiger Holzschnitt, „Leon“, hängt an der großen freien Wand gegenüber der Eingangstür: Eine weiß gedruckte Fläche liegt über schwarzem Grund. Das Dunkle kämpft sich in das Weiß gekratzten, kalligrafisch wirkenden Mustern an die Oberfläche. Zudem sind ein gutes Dutzend kleine Aquatintaradierungen im Raum gehängt: Es sind zurückgenommene Arbeiten, in denen der Künstler unterschiedliche farbige, monochrome Blöcke in Bezug setzt. Oder er zieht Spuren in pastellfarbene, auf Schwarz gedruckte Rechtecke, die ebenfalls an Kalligrafien erinnern, an organische Strukturen und Muster. Fein und luftig und doch voller Spannung sind diese Arbeiten.

Ein gutes Dutzend druckgrafischer Werke Noëls sind zu sehen – eine größere Präsentation wäre in dem kleinen Raum auch nicht möglich gewesen. Doch auch mit der kleinen Auswahl will der Kunstverein einen Einblick in das vielseitige Werk des Künstlers geben, sagt Hoffelder. Er kannte Noël flüchtig, hatte ihn vor Jahren in Bonn kennengelernt und schätze ihn seither als Künstler. Vom Tod des Malers, der auch international einen Namen hat, erfuhr Hoffelder allerdings erst, als er 2011 eine Werkschau des Arp Museums im Bahnhof Rolandseck besuchte. Vor Kurzem ergab sich ein Kontakt mit Noëls Witwe, ihr erzählte er vom neu erblühten Kunstraum und seiner Idee, Werke ihres Mannes dort zu zeigen. „Sie kam her, sah sich um, dann nahm alles seinen Lauf“, erzählt Hoffelder. Er ist glücklich darüber.

Davon einmal abgesehen, dass er Noëls Werk persönlich gern mag, ist Hoffelder froh, für einen wertigen Auftakt im neu renovierten Kunstraum gesorgt zu haben. „So soll es weitergehen“, formuliert er den Anspruch. „Hier im Kunstraum wollen wir Künstler zeigen, die einen regionalen Bezug haben, aber eine überregionale Ausstrahlung besitzen.“ Werke des international agierenden Malers Guenther A. Werner sollen im Spätsommer auf Noël folgen, im Herbst kommt der Maler Thomas Kohl, ein Schüler Gerhard Richters, der seit 2015 Malerei und Zeichnung am IKKG der Hochschule Koblenz lehrt. Er wird mit Studenten eine Ausstellung im Kunstraum organisieren, eine Idee, die er und Hoffelder gemeinsam entwickelten, wie der KM-570-Vorsitzende sagt. „Wir kamen auf dieses Projekt, da die Studenten oft unvorbereitet in den Kunstmarkt gehen. Hier bei uns können sie praktische Erfahrungen sammeln, was die Organisation eine Ausstellung angeht. Und wir zeigen junge Künstler mit Potenzial. So haben alle etwas davon“, sagt Hoffelder und spricht davon, im Sinne der Kunst zu arbeiten: Der Verein ist nicht kommerziell ausgerichtet, im Kunstraum gehe es nicht darum, über Verkäufe Geld zu verdienen. „Das ist nicht unser Ziel. Wir zeigen Kunst und Künstler, die wir spannend finden“, erklärt der Vereinsvorsitzende, der sich seit 30 Jahren in der Kunstszene bewegt.

Wobei sich der Verein nicht ausschließlich auf den Kunstraum in Ehrenbreitstein beschränken will. Nach wie vor will KM 570 beispielsweise seine jährliche Gruppenausstellung im Haus Metternich in der Koblenzer Altstadt realisieren, bei der Werke von Mitgliedern gezeigt werden. „Wir fahren also künftig zweigleisig“, meint Hoffelder dazu: große Schauen an anderen Spielorten, die kleinen im schmucken Kunstraum.

Die Ausstellung „Im Fluß der Farben“ läuft bis zum 4. Juli.

RZ Koblenz und Region vom Freitag, 2. Juni 2017

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