Veranstaltung Lange Nacht der Koblenzer Museen lockte zum 18. Mal zahlreiche Fans von Kunstevents an
Eine rauschende, kulturelle Pilgerreise
Von unserer Mitarbeiterin
Lieselotte Sauer-Kaulbach
M Koblenz. 18 Uhr. Wer den eigentlichen Startschuss zum Event nicht erwarten mochte, konnte sich schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn der Langen Nacht der Koblenzer Museen am Samstag, 5. September, auf die Kunstsocken machen. In der Sparkasse wurden bereits vorab Fotografien von Gabi Novak-Oster und Detlef Oster unter dem Titel „KOvisionen“ gezeigt. Sie haben Koblenzer Motive verfremdet, sie auf Hochglanz poliert und bunt aufgepeppt.
Die Stunde Vorlauf gibt OB Joachim Hofmann-Göttig Zeit, ein warmes Grußwort zu sprechen und dann weiterzueilen zur offiziellen Eröffnung der Museumsnacht im Ludwig Museum. Da wird er gleich eingebunden in eine Klangperformance, ganz passend zur aktuellen Cage/Grygar-Ausstellung. Wo bringen schon Kommunalpolitiker Luftblasen, Pardon: Luftballons eigenhändig punktgenau zum Platzen? Mitmachen ist generell die Devise an diesem Abend im Deutschherrenhaus, Kunst als sinnliches Erlebnis, wie es Museumsleiterin Beate Reifenscheid formuliert.
Kühles Schauerwetter hält weder hier noch sonst wo Kunstfans von der nächtlichen Kulturpilgerei ab. Dichte Besucherscharen drängen sich in dem auch in diesem Jahr wieder von dem Koblenzer Lichtdesigner Garry Krätz strahlend inszenierten Mittelrhein-Museum. Der erste Eiswagen ist bereits ausgeschleckt, zum Trost bleibt die Kunst. Großes Interesse findet die große Fluxus-Künstlerin Mary Bauermeister mit ihrer „Da capo“-Ausstellung. Sie vereint Werke aus sechs Jahrzehnten, viele Zeichnungen und Bilder motivisch, in Kreisfiguren und linearen Strukturen nicht nur geistverwandt mit Cage und Grygar.
Das Aufpoppen der Jukuwe-Galerie in dem einen Rathaus-Innenhof ist leider dem Regen zum Opfer gefallen; der Kunstverein Mittelrhein KM570 bietet gegenüber Wind und Wetter die Stirn und in künstlerischer Hinsicht die Klang- und Lichtinstallation „Die Vermessung des Himmels“ des Mainzer Professors Peter Kiefer. Wasserrauschen und -rieseln aus den Lautsprechern, so echt, dass man unwillkürlich den Brunnen dazu sucht. Den gibt es nicht, dafür einen Stern aus Liegen für das authentische Kunsterlebnis. Begrenzt durch das Quadrat der Rathaus-Gebäude, entgrenzt durch sphärische Klänge und in den Himmel reichende Lichtstrahlen. „Das war technisch ein Riesenaufwand“, erzählt Uli Hoffelder, Vorsitzender des Vereins.
Weniger meditativ geht es ein paar Schritte weiter zu – Heftig gefeiert wird in der mal wieder reaktivierten Kunsthalle. Eher auf ruhige Gespräche setzt die Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler im Haus Metternich mit ihren „Seriellen Ereignissen“. Gezeigt werden unter anderem die grazilen kinetischen Objekte Ulrich Westerfrölkes sowie die architektonisch-papierene Koproduktion von Katharina Fischborn und Violetta Richard. Eine sehr ästhetische Werkschau.
Auch abseits des eigentlichen Zentrums treffen sich Kunstwanderer. In der Galerie Krüger führt der Kölner Künstler Peter Hoffmann gerade durch seine Ausstellung „No place to hide“, die ihn als Mahner und Kritiker datenunsicherer Zeiten charakterisiert, aber auch als zielsicheren und pointierten Porträtisten.
Und selbst wenn es gegen 23 Uhr drüben in Ehrenbreitstein schon stiller wird: Ellen Roß ist mit der Resonanz zufrieden. Sie hat in der Galerie Sehr und in Kooperation mit Tobias Küchs „Atelier Farbform“ eine kleine, feine Ausstellung konkreter Kunst zusammengetragen. Sie zeigt eigene Werke und kombiniert diese mit denen von Altmeister Hajo Hangen und seinem Bremer Kollegen Nicholas Bodde. Konkretes im Kreis, im Modul, in Streifen und gar nicht verkopft.
Wohlig honigwarmes Licht zieht zu einer letzten Station in dieser Nacht. Es sind die transparenten, porzellanzarten Leuchtobjekt-Landschaften Grit Uhlemanns, die zu Gast bei der Keramikerin Gudrun Lüpke sind. Sie weisen den Weg, sie sind der Antrieb zum Hinwegträumen nach einer rauschenden Nacht.