Kunstverein Mittelrhein präsentiert im Haus Metternich "Neue Mitglieder"

RZ-Koblenz / Kultur lokal

„Wenn jemand bei uns nur Mitglied wird, weil er eine Ausstellungsmöglichkeit sucht, dann ist er fehl am Platz.“ Klare Worte sind es, die Detlev Norgel, seit langem Mitglied des Kunstvereins Mittelrhein -KM570- da findet. Aufgabe einer Organisation wie dieser, meint er, dürfe es schließlich nicht sein, eigene Werke von Mitgliedern zu zeigen.

Ausnahmen bestätigen die Regel, dann beispielsweise, wenn der Verein wie jetzt im Haus Metternich neue Mitglieder vorstellt. Kunstneulinge sind diese nicht, die meisten haben die 50 überschritten – wie die aus St. Petersburg stammende Nataliy Schenkmann, die immer wieder Koblenzer Szenen und Ansichten als Motive wählt.

In der aktuellen Schau ist eine trotz der pastelligen Farben ungewohnt nüchterne Kreuzungssituation an der Kardinal-Krementz-Straße zu sehen – Realität, in die sich eine dunkelrote Farbfläche wie ein Fremdkörper einschiebt. Das weckt Irritationen, wie eine mit „InCityConnected“ überschriebene Serie von C-Prints des gleichfalls in Koblenz lebenden Fotografen Markus Ackermann. Diese fokussiert eine Person, die mit ihrem Smartphone hantiert und bewusst unscharf aufgenommen ist, während ihre Position per eingeblendeter GPS-Position exakt bestimmt werden kann. Isolation durch Kommunikation? Der Gedanke drängt sich unwillkürlich auf.

Im südfranzösischen Béziers fotografierte wiederum Frank Lipka, Kunsterzieher wie Ackermann, mit seiner Analogkamera. Entstanden sind dabei Schwarz-Weiß-Aufnahmen malerischer Holzfassaden alter Läden. Nostalgie gemischt mit Niedergang, denn hinter diesen Fassaden werden längst keine Geschäfte mehr gemacht.

Kritisches könnte man auch aus den mit Tintenstift, Feder und Acryltinte geschaffenen Zeichnungen Johannes Steiners herauslesen, aus seinen von Sauriern, Drachen und anderem Getier bevölkerten fantastischen Szenerien. Es sind Wimmelbilder mit Verweisen auf Naturzerstörung und Artensterben. Verwandt in ihrer Akribie sind ihnen die Natur- und Architekturlandschaften gewidmeten virtuosen Lithografien von Markus Pfaff.

Die seit drei Jahren in Rheinland-Pfalz lebende Münchnerin Ulrike von Quast nutzt derweil ungewöhnliche grafische Techniken, etwa dann, wenn sie Kohlezeichnungen mit skripturalen Transferlithografien auf Transparentpapier kombiniert. Die Transparenz ist es auch, die die Künstlerin am Wachs reizt, das sie für ihre Objekte nutzt. Dabei handelt es sich um Köpfe und organische Stelen, die hier teils mit dunklem Walzblei kontrastiert werden.

Es sind solche Materialgegensätze, mit denen auch der gelernte Hunsrücker Steinmetz und Steinbildhauer Dietmar Bürger arbeitet, wenn er formal schmeichelnde Holzskulpturen auf aufwendige Unterkonstruktionen aus Metall setzt. Und auch die gebürtige Schwarzwälderin Liane Deffert nutzt bevorzugt Kontraste in ihren Objekten, die Kühles und Warmes, Ton und Textil, formale Strenge und Lust am Spiel vereinen. Einzige weitgehend nicht gegenständlich oder figürlich Arbeitende im Reigen der Neuen ist die in Niederwerth lebende Gudrun Pearson-Klöckner, obgleich die Natur unverkennbar Inspirationsquelle ihrer mal stärker malerisch, mal eher zeichnerisch ausgeprägten, rhythmisch tan‐ zenden Acrylbilder ist.

Rhein-Zeitung Koblenz & Region Mittwoch, 14. August 2019 / Autor Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach 

 

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