SAMMLERAUSSTELLUNG
Bilder zum Sammeln und Genießen
Kunstverein Mittelrhein KM 570 zeigt Werke aus dem Besitz seiner Mitglieder
Von unserer Mitarbeiterin Lieselotte Sauer-Kaulbach
M Koblenz. Unter seinen Mitgliedern halten sich die aktiv Kunst Produzierenden und die passiv Kunst Goutierenden in etwa die Waage. Dass die einen beziehungsweise deren Arbeiten in Ausstellungen zu sehen sind, ist die Normalität. Dass die anderen auch einmal ausstellend in den Mittelpunkt rücken, ist eher selten. DerKunstverein Mittelrhein (oder nach der geografischen Position am Rhein KM 570 benannt) tut genau dies mit seiner aktuellen, den Kunst Genießenden und Sammelnden gewidmeten Ausstellung im Haus Metternich.
Die einen können dabei auch die anderen sein (oder umgekehrt), sprich: Künstler können sich dabei gleichfalls als Sammler präsentieren. Den harten Kern des Kunstvereins Mittelrhein bilden ohnehin etliche, die sich seit Jahren und Jahrzehnten kennen, sodass die Schau nicht umsonst einen gewissen hermetischen Charakter hat und der Schwerpunkt bei den Exponaten auf den 80er- und 90er-Jahren liegt.
Aus denen stammen beispielsweise die Lithografien, die charakteristischen, im grafischen Schwarz-Weiß noch energiegeladeneren, informellen Kraftkringel und -knoten eines K.O. Götz. Zu sehen sind auch Fundstücke und Relikte mit Vergangenheit zeigenden Radierungen von Silvia Beck, die mittlerweile zur multimedialen Kunst weitergewandert ist. Radierungen, die ihr bevorzugter Drucker, Detlev Norgel, ausgesucht hat, der sich auch unter den Ausgestellten wiederfindet, beispielsweise mit einer typischen Grafik von 1982, „Abschied“ betitelt, ein fast schon klassisches Motiv, der Stuhl als Stellvertreter des Menschen.
Ähnlich beziehungsreich sind die assoziativ-abstrakten, mit Chiffren und kalligrafischen Elementen durchsetzten Bildkompositionen eines Siegfried Danguillier, den die in Spay lebende Künstlerin Ute Krautkremer als eigenen Favoriten vorstellt. Einige Werke Krautkremers wiederum bringt eine andere Sammlerin in die Ausstellung, darunter ist eines der aus Papiermasse geformten bildhaften Objekte, in dem sich Motive früherer Keramiken wiederfinden.
Wie Silvia Beck zeichnete und malte auch die 2007 verstorbene Marion Anton gern Dinge mit Vergangenheit. Sie zählte zu den Gründungsmitgliedern des KM 570. In der Ausstellung korrespondieren ihre Arbeiten mit den Grafiken ihres geschätzten Mainzer Lehrers und Freundes, Peter Lörincz, darunter das witzige „Rembrandts Gehilfen holen neue Schraffuren“.
Eindringlich sind die nicht nur Menschen gewidmeten, sondern schlicht menschlichen Fotografien des Koblenzer Bildjournalisten Lothar Stein. Verwirrend geraten die altmeisterlich-akribischen Vexierspiele des Dietmar Gross. Authentisch sind die Farbe liebenden, erforschenden Bilder des Raschid Ismail. Athletisch wirken die jeweils aus einem Baumstamm mit der Kettensäge modellierten, im Feuer geschwärzten „Boxer“ des Essener Bildhauers Roger Löcherbach.
RZ vom 18.08.2012