Playing Arts

Was ist Playing Arts?

„Play“ im Unterschied zu „game“ meint das freie Spiel als Bewegung, „arts“ wird verwendet im Sinne von „martial arts“ (Kampfkünste) und meint alle Künste als Vorstufe der Kunst im Gegensatz zu „fine arts“ (Hohe Kunst).

Playing Arts entstand aus dem Dialog von Kunst und Spiel, der seit Mitte der 80er Jahre im Rahmen der spiel- und theaterpädagogischen Arbeit der AGS in der Evangelischen Jugend und dem Burckhardt-Haus/Gelnhausen unter Federführung des dort tätigen künstlerischen Leiters im Programmbereich ästhetische Bildung/ Jugendkulturarbeit Christoph Riemer aufgenommen wurde.

Seit 1997 wird jährlich der Playing Arts Award vergeben.

Playing Arts ist die Entwicklung der inneren Haltung, die ich als „das freie Spiel in den Zwischenräumen zwischen und mit den festgelegten Dingen des Lebens“ bezeichne. Diese Haltung ruft die schöpferischen Ressourcen jeder und jedes einzelnen hervor und gestaltet sie – inspiriert durch künstlerische Arbeiten und ermutigt vom Dialog und dem Wechselspiel mit anderen.

Merkmale von Playing Arts 

Impulse und Anregungen aus der Kunst werden mit der eigenen Lebensgeschichte verbunden und in eine individuelle Spielbewegung gebracht. Dabei ist jeder Lebenskontext und jede Kunstgattung möglich!

Die gewohnte Wahrnehmung wird irritiert, ein Perspektivwechsel ist möglich.

Der Spielprozess unterliegt der Freiwilligkeit. Nur was ich selber will, beflügelt mich zu eigenem Tun.

Der Prozess unterliegt der Zweckfreiheit. Eine angestrebte Absicht oder ein Zweck verringert die Gestaltungsfreiheit.

Der Prozess braucht ein offenes Ende. Man darf nicht wissen, was dabei herauskommt und geht das Risiko des Scheiterns ein.

Der Prozess ist unverfügbar, ähnlich wie Träume, Liebe, Spiritualität.

Der Prozess lebt von dem Dialog und der Vernetzung. Verbindungen untereinander werden hergestellt, Inspiration und Reflexion sich gegenseitig zugespielt und geteilt.

Die einzelnen Prozesse werden nicht bewertet, sondern als individueller Selbstbildungsprozess wertgeschätzt und als etwas Differentes akzeptiert.

Die Praxis

Es gibt keine pädagogischen, geschmacklichen, inhaltlichen oder technischen Vorgaben. Es gilt das, was die Personen oder Gruppen beschäftigt und welche Themen sie im eigenen Interesse selbstorganisiert umsetzen wollen. Es wird ein Rahmen geschaffen, der organisatorisch - strukturell solche Handlungsmöglichkeiten eröffnet und den Bezug untereinander sowie die gegenseitige Unterstützung ermöglicht.

Ablauf: 

  1. Ein Impulsfeld wird ausgebreitet.
    Die Mentorin oder der Mentor bringen Filmbeiträge oder –ausschnitte, Bilder, Musik, Kataloge, Materialien, Texte oder ähnliches aus dem Bereich der Kunst mit, welches sie selbst inspiriert. Wie die Früchte auf einem Markt wird alles ausgebreitet, damit es Geschmack macht, sich damit zu beschäftigen.

  2. Resonanzpunkte aufspüren
    Die Teilnehmenden spüren, was das einzelne in ihnen auslöst und wozu es sie anregt.

  3. Die eigene Spur aufnehmen
    Sie entscheiden, welche Spur sie davon weiter verfolgen wollen. 

  4. Eine stimmige Form schaffen
    Zur eigenen Spur werden Assoziationen und Ideen gesammelt, mit Material experimentiert, Gestaltungsversuche unternommen. Dies geschieht in Einzelarbeit und im Dialog mit anderen. 

  5. Das Entstandene im Wechselspiel mit anderen teilen
    Erste Prozessspuren und Gestaltungsformen werden gezeigt.

  6. Rückmeldungen führen zu neuen Impulsen 
    Die Gruppe äußert Resonanzen auf das Gezeigte, die und der einzelne gibt und erhält neue Anregungen, weiterführende Spuren entstehen.

  7. und so weiter...

Die Rolle der Mentorinnen und Mentoren

Voraussetzung der Mentorinnen und Mentoren ist, selbst in einer Spielbewegung zu sein und diese aus einem Abstand heraus auch reflektierend betrachten zu können. 
Ihre bzw. seine Aufgaben sind 

  1. die Schaffung eines Raumes und einer Zeitstruktur, die Eigendynamik anregen und zulassen,

  2. das Ausbreiten eines Impulsfeldes, welches zu eigenen Handlungsschritten inspiriert,

  3. das Coaching der individuellen Ideenentwicklung und der entstehenden Gestaltungsprozesse,

  4. die Unterstützung bei der Materialbeschaffung, der konkreten Projektumsetzung und der Präsentation.

Birgit Weindl

Zurück