„ Neue Mitglieder 2007“ in der Villa Belgrano (11.-20.Mai 2007)

(Rede  zur Ausstellungseröffnung) 


Verehrte Gäste, meine Damen und Herren,
Ich hatte Ihnen im letzten Jahr versprochen, daß wir diese Ausstellungstradition gerne fortsetzen möchten, und hoffentlich noch viele Jahre eine Ausstellung mit „Neuen Mitgliedern“ zeigen können.
Dazu muß natürlich einmal ein ständiger Zuwachs an “Künstlern gewährleistet sein und zum andern brauchen wir die Organisationshilfe der restlichen Mitglieder und nicht zuletzt die Räumlichkeiten, wie sie uns derzeit noch das Stiftungsklinikum zu Verfügung stellt. Allen hierfür wie im letzten Jahr wieder meinen herzlichen Dank und die Hoffnung, dass es noch lange so bleiben möge.


Es ist immer schwer einen passenden Einstieg zu einer Gemeinschaftsausstellung zu finden. 
Dennoch möchte ich Sie wieder an meinem Denkprozess teilnehmen lassen und erneut betonen, dass es uns in erster Linie nicht um Gemeinsamkeit bei den Bildinhalten sondern mehr um die Unterschiedlichkeiten in der Darstellungsweise, das Aufzeigen von verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten und der wechselnden Techniken geht. Die Ausstellung hat auch wie schon die anderen Male vorher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll vielmehr die unterschiedliche Arbeit unserer Mitglieder zeigen und die Künstler anspornen und ermutigen und     Sie     als Besucher sollen neugierig werden auf das was noch kommt oder kommen könnte.
 
Beginnen möchte ich mit dem Raum hinten rechts, in dem Usch Quednau und Hanne Rittel ausgestellt sind.
Hanne Rittel, eine Keramik-Künstlerin aus Mayen, die ich schon seit 25 Jahren kenne, kommt ursprünglich aus der Gefäßkeramik. Sie hat vor etwa 20  Jahren schon aufbauend gearbeitet und herrliche , mich an Botero erinnernde Frauenskulpturen geschaffen. Inzwischen sind ihre Objekte zunehmend abstrakter geworden und die neuesten Arbeiten sind auch nicht mehr aus Keramik sondern aus Papier. Wir dürfen auch darauf gespannt sein.



Im gleichen Raum finden Sie Arbeiten der Mainzer Künstlerin Usch Quednau.

Sie schreibt zu ihren Arbeiten:       
Die Schwerpunkte meiner künstlerischen Arbeit sind experimentelle Grafik mit Malerei, raumbezogene Installation und Holzbildhauerei.„Ich möchte das Jetzt und Heute mit der Vielfältigkeit der möglichen Standpunkte und ihren Querverbindungen widerspiegeln.“ Aus ihrer Vita werden sie die zahllosen Projekte und Aktivitäten selbst nachlesen können.

Im Raum gerade aus finden wir Arbeiten von Ute Bernhard aus Koblenz.
In einem erläuternden Text schreibt sie: Am Anfang steht ein Konzept, eine Idee.
Themen wie auch die Titel der Serien kreisen um die Existenz der Künstlerin, die sich über ihr Tun und Wirken definiert. Ihre Welt wird durch Sammeln und Zuordnen von Begriffen vorgestellt, wodurch sie sich ihrer selbst vergewissert.  Zeit   - ihre persönliche Lebens, -Arbeits, -Tageszeit -   wird dokumentiert: Im Auf- und Niederschreiben nähert sie sich  dem Inhalt oder dem Geheimnis der Inhalte, beschwört  diese Aussagen, wie ein Gebet murmelnd. Dem Einzelbild wird das jeweilige Tagesdatum zugeordnet, manche Serien entstehen zu nur einem einzigen Datum, beschwören seine Einzigartigkeit und Bedeutung.
Wenn Sie den virtuellen Rundgang fortsetzen kommen Sie in den Raum mit Arbeiten von Petra Heiden. Die aus Löf an der Mosel kommende Künstlerin lies sich bei den gezeigten Bildern von religiösen oder poetischen aber auch wissenschaftlichen Texten inspirieren. Von Mythen oder auch durch Symbolsprache beeinflusst entstehen ihre teils grafischen oder auch malerischen Bilder. Sie schreibt: Meine Arbeiten gleichen einer Spurensuche. 
Aus ihrem Fundus aus Zeichnungen von Tieren, Pflanzen, Zeichen und Symbolen, archetypischem Material, Fotografien und Drucken kann sie scheinbar endlos schöpfen. Neben der Verbindung von Zeichen, Formen und Skizzen experimentiert sie gerne auch in der Technik sowie in den Farb-Materialien. Ihre Übermalungen erzählen beim näheren Hinschauen oft eine eigene Entstehungsgeschichte. Das macht ihre Bilder vielschichtig und lädt natürlich besonders zum Entdecken ein.
Danach folgt der Raum mit den Objektkästen von Angelina Konrad aus Rhöndorf bei Bonn. Sie stellt gemeinsam mit Sandra Ackermann aus, die fast eine gebürtige Bopparderin ist. Sie ging, zwar in Cochem geboren, hier in Boppard in das Kant-Gymnasium und so freut es mich besonders, sie wieder bei uns  begrüßen zu können.
Zunächst aber wollen wir uns den Arbeiten von Angelina Konrad zuwenden. Der Titel dieser Ausstellungsreihe heißt: Auf der Suche nach der photographierten Zeit .
Rund 1.000 private Fotos aus den letzten 45 Jahren - Urlaubsfotos, Fotos von Familienfeiern, Portraits, Schnappschüsse - hat sie gesammelt und unzählige Male angeschaut. Doch die Fotos, die eigentlich Erinnerungen festhalten sollen, fingen mit der Zeit an, ein Eigenleben zu führen. 
Sie sagt:“Irgendwann habe ich mich gefragt, an was ich mich eigentlich erinnere, wenn ich die Bilder wieder und wieder durchblättere. An die Zeit damals - oder nur an die Fotos? Erinnere ich mich wirklich an die Erstkommunion, oder nur an die Fotos der Erstkommunion?” In dem Projekt  „Auf der Suche nach der photographierten Zeit „ werden die Fotos zum Einstieg in das unverstellte Erinnern genutzt. Bei den hierbei entstandenen Bildern und Zeichnungen versucht die Künstlerin, der Verführung der Fotos als Vorlage zum reinen Wiedererkennen zu widerstehen und der erlebten Wirklichkeit nachzuspüren.
Jeder Besucher dieser Ausstellung hat übrigens die Möglichkeit, den Prozess des Erinnerns mitzuerleben. Hinter einem schwarzen Vorhang sind die jeweiligen Originalfotos zu sehen, ganz untheatralisch, wie sie meint.

Nun zu Sandra Ackermann. 
Zu ihren Arbeiten heißt es:  Sie portraitiert u.a. eine Gesellschaft, die sich unaufhörlich in den Medien selbst darstellt und sie portraitiert nicht das persönliche Abbild eines Einzelnen. Sandra Ackermann beschäftigt sich mit dem visuellen Selbstentwurf einer Gesellschaft, die durch moderne Kommunikationsmedien geprägt ist und von diesen wiedergespiegelt wird.
Sie setzt sich u.a. mit der Stilisierung der menschlichen Darstellung in der Werbung auseinander und Sandra Ackermann benutzt genau diese Methode der Verführung um einen monoton seriellen Entwurf des Menschen zu erzeugen. Ihre dazu entstandenen Arbeiten haben dokumentarischen Charakter und versuchen, durch das Herauslösen einiger Bilder aus dem Sinnzusammenhang, diese Bilderflut für einen Moment anzuhalten, um sie wirklich betrachten zu können.


Zum Abschluß gelangen wir wieder hier in den großen Saal zurück, zu den Skulpturen  von Jason W. Field aus Oberwesel.
Er schreibt über seine Arbeiten: ...  Geschaffen für die sinnliche Erfahrung der Berührung, kann die Bedeutung meiner Arbeit von jedem einzelnen individuell interpretiert werden – und unterschiedlich. Die Einflüsse leiten sich einerseits ab von der Modernen Bewegung der 20er Jahre in Westeuropa, führen zurück zu den antiken kykladischen Figuren der Ägäis und nehmen ebenso Bezug auf die Auswirkungen einer amerikanischen Werbemaschinerie auf eine junge Kultur, die den Körper nunmehr als eine Ansammlung von konsumierbaren Teilen versteht. Durch mein Leben an beiden Seiten des Atlantiks bin ich unweigerlich von beiden beeinflusst.  Im Mittelpunkt meiner Arbeiten steht in jedem Fall die Berührung, die Beziehung der Skulptur mit dem Betrachter. „Please Touch“ ist deshalb eine bewusste Aufforderung – „Bitte berühren“ – in starkem Kontrast zu dem üblichen Verbot „Nicht berühren“, das den Interessierten und Neugierigen einer Erfahrung beraubt, die der Bildhauerei essentiell innewohnt

Packen Sie also ruhig an.

Ich hoffe, dass Sie wieder Gefallen finden an den ausgestellten Arbeiten und möchte Sie wie immer im Anschluß auch zu einem interessanten Gespräch mit den anwesenden Künstlern bei einem guten Glas Wein einladen.

 Erzählen Sie ruhig wieder Ihren Freunden,  - auch über uns-. 



Viel Vergnügen ,  (Uli Hoffelder,1.Vorsitzender)

Zurück