Kunstverein sagt der Villa Ade
Finissage in "Belgrano": RZ vom 13.07.2009
Nach sechs Jahren und 30 Ausstellungen hieß es Abschied nehmen Die Bagger kommen - gut für die Villa Belgrano, nicht so gut für den Kunstverein Mittelrhein (KM 570), denn er verliert seine Bleibe.
BOPPARD. Als die Nachricht zur Umnutzung der altherrschaftlichen Villa Belgrano an der Bopparder Rheinpromenade zu einer Fort- und Weiterbildungsstätte Gewissheit war, setzte der Kunstverein zu einer wahren Meisterleistung an. Innerhalb von zwei Wochen stellte der Verein um seinen Vorsitzenden Uli Hoffelder die letzte Ausstellung mit Arbeiten seiner "Neuen Mitglieder" auf die Beine. Seit sechs Jahren haben 30 Kunstausstellungen in der Villa einen außergewöhnlichen Rahmen gefunden. Durch den Umbau werden die außergewöhnlichen Räumlichkeiten für Kunstausstellungen möglicherweise nicht mehr zur Verfügung stehen.
Bei der kürzlich stattgefundenen "Finissage" wurde der KM 570 aus Belgrano feierlich durch den alten Eigentümer, das Stiftungsklinikum Mittelrhein, verabschiedet. Die 1890 erbaute Villa war der Sommersitz der Familie Mallmann, die in Argentinien lebte. 1969 wurde eine Kurbetriebsgesellschaft und 2002 die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Eigentümer der Villa. Das Haus sollte in das Konzept der Seniorenbetreuung mit eingebunden werden. Durch die Auflagen des Denkmalschutzes war dies aber nicht mehr umsetzbar. Es gab viele Gespräche mit Interessenten. "In der Zwischenzeit ist Leben in diesem Haus durch ihre Ausstellungen geblieben", so Willi Nickenig, Vorsitzender der Stiftung, anlässlich der Finissage. Den Durchbruch zur Zukunft der Villa habe es nach einem Vorschlag von Innenminister Karl Peter Bruch Ende 2008 gegeben. Gespräche mit Verbandsdirektor Winfried Manns und Burkhard Höhlein vom Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz, Lutz Hecht, Geschäftsführer des Stiftungsklinikum Mittelrhein, Dr. Dietrich Schnellbach, Vorsitzender der Stiftung Diakoniegemeinschaft Wiesbaden und ihm selber hätten die Idee zur Nutzung des schönen Hauses als Tagungsstätte konkretisiert. Die Verhandlungen stünden kurz vor dem Abschluss. Nach derzeitigem Stand soll mit den Bauarbeiten in der zweiten Jahreshälfte begonnen werden. Voraussichtlich Anfang 2011 wird der Seminarbetrieb aufgenommen. Hecht hofft auf gute Verbindungen zu dem neuen Eigentümer, "damit auch zukünftig die Bürger, Kommunalbeamte und Politiker auf Kunst treffen können. Im Park der Villa wollen wir älteren Mitbürgern in diesem schönen Ambiente ihr letztes Zuhause bieten." Er war froh, dass hier nach sieben Jahren eine Entwicklung eingeleitet wurde, "die noch vielen Menschen Freude bringen wird." Der Kunstverein ist nun auf der Suche nach einer neuen Bleibe. "Wenn wir uns also heute von diesem Haus verabschieden, so tun wir es mit vielen schönen Erinnerungen in der Hoffnung, dass wir vielleicht einmal wiederkommen, wenn die Zuschüsse verbaut, die Villa neu erstrahlt und mit neuen Ideen und Besuchern gefüllt wird", so Uli Hoffelder.