Juliane Gottwald im KUNSTRAUM

Samstag, 31. August 2019, Rhein-Zeitung Koblenz / Autor Lieselotte Sauer-Kaulbach

Unter dem Titel „Es ist Sommer“ sind im Kunstraum des KM 570 Werke der Malerin Juliane Gottwald zu sehen

Koblenz. Eine Herbstaster. Das Auge wird förmlich angezogen, eingesogen von ihrem gelben Blüteninneren. Dessen strahlende Sonnenfarbe kontrastiert mit dem üppigen Violett der es fedrig-leicht umspielenden Blütenblätter. „Ich male halt das, was ich mir der Jahreszeit entsprechend ins Atelier holen kann“, kommentiert Juliane Gottwald.

Und die Aster ist nun einmal die Blume des seinen Höhepunkt langsam, aber sicher überschreitenden Sommers, der Zeit also, in der die Farben noch einmal förmlich zu explodieren scheinen. Passenderweise hat die 1964 in eine Mayener Malerfamilie hineingeborene, in Mainz lebende Künstlerin ihre Ausstellung im Kunstraum des KM 570 in Ehrenbreitstein dann auch „Es ist Sommer“ überschrieben.

Ja, Sommer ist's mit einem Hauch von Noch-Frühling und frühem Herbst, denn drei Serien aus ihrem Schaffen sind es, auf die sich die Künstlerin, die zunächst in Mainz Kunsterziehung und Germanistik und dann in Leipzig Malerei studierte, in dem vergleichsweise kleinen Ausstellungsraum konzentriert.

Zu den Astern kommen die Tulpen, selten als ganze Blüte, häufiger als einzelne Blütenblätter, die sich, ähnlich wie die Kohlblätter in einer

anderen Gottwald-Serie, auf der Leinwand krümmen und ringeln. Sie führen ein eigenes, beunruhigendes Leben. Schön sind sie dabei auch noch im Vergehen, das ihnen von ihrem feurigen Rot, ihrem warmen Gelb nichts raubt. Ein gewisser morbider, nichtsdestotrotz auch sehr sinnlicher Hauch umweht viele der mit Rakel und Pinsel gemalten Ölbilder Juliane Gottwalds.

Dies gilt nicht weniger für die Köpfe des Zierkohls, auch er schon auf dem Weg, seine geschlossene Form zu verlieren. Seine vorher ineinandergelegten, nun filigran sich entfaltenden Blätter beginnen sich bei Juliane Gottwald zu öffnen, lassen zumindest etwas ahnen vom zuvor verschlossenen Inneren. Genau das, der Kontrast von außen und innen, gewürzt mit Einblicken, die mehr verheißen, als sie offenbaren, gehört zu den Stilmitteln der Künstlerin. Mit diesen verleiht sie ganz Alltäglichem, Essbarem, allgemeiner Pflanzlichem unerwarteten Reiz, immer dann, wenn sie bei Pflaumen das matte Äußere mit dem aufgeschnittenen saftig-rötlichen Innenleben kontrastiert.

Oder dann, wenn sie das malt, was im Lauf der Jahre zu ihrem Markenzeichen geworden ist: die „Krebbelscher“, Hochdeutsch: Berliner – Fettgebackenes mit süß-feucht glänzendem Kern. Einer davon darf auch in der Ausstellung im Kunstraum nicht fehlen, gleich vorn im Schaufenster platziert. Leinwand füllend wie alles, was sie malt, Alltägliches ins Monumentale überführt.

Die Ausstellung im Kunstraum des KM 570 in Ehrenbreitstein, Hofstraße 268, ist noch bis zum 13. Oktober mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr sowie in der Museumsnacht am 7. September von 19 bis 1 Uhr geöffnet.

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