Der Kunstverein Mittelrhein e.V. zeigt Arbeiten seiner "Neuen Mitglieder"

Rede zur Ausstellung „Neue Mitglieder“

Kunstverein Mittelrhein -KM570-Villa Belgrano,Boppard (17.-26.Juni 2005)

Verehrte Gäste, meine Damen und Herren,
Im letzten Jahr haben wir Ihnen erstmalig in der Reihe „ Neue Mitglieder“ einen Teil – nämlich 8 - unserer künstlerisch tätigen Mitglieder vorgestellt.
Wir haben uns bei dieser Ausstellung für die gleiche Zahl von 8 Künstlern, die wir Ihnen hier und heute in der Villa Belgrano als Gäste präsentieren möchten entschieden und ich wünschte, dass ich Ihnen das für 2006 auch versprechen kann, zumindest würde ich diese Tradition gerne fortsetzen.
Als ich mir erste Gedanken über diese Ausstellung machte, oder besser über deren Zusammensetzung, da fiel es mir schwer einen passenden Einstieg zu finden. Da es keine Themenausstellung sein soll, sondern alle Teilnehmer frei zur Jurierung einreichen können, für welches Thema innerhalb ihres Werkes sie sich auch entscheiden wollen, ist es danach umso schwieriger – wenn nicht sogar unmöglich- ein oder auch mehrere gemeinsame Aspekte zu finden.
Dennoch glaube ich ist es mir gelungen, und ich möchte sie an meinem Denkprozess teilnehmen lassen.

Ich möchte mit Aloys Rump’s sinnlich erfahrbaren und auf den Betrachter besonders ästhetischen wirkenden Bildern im großen Saal beginnen, denen die vielleicht zunächst banal oder einfach erscheinenden, eher dem Alltag entnommenen Fotografien von Helga Persel gegenüberhängen.
Das Gemeinsame sind vielleicht die eigenständigen Formgebilde, die zunächst losgelöst von jeder realen Wahrnehmung stehen.
Beiden gemeinsam ist für mich auch, dass die Arbeiten sich nicht auf den ersten Blick uns erschließen.
Bei Aloys Rump sagt es eine Kritikerin sehr treffend, und ich habe es auch für Sie ausgedruckt dort hängen:
„ ...die Leichtigkeit des Seins die vielen seiner Arbeiten innewohnt, entspringt keiner vergleichbaren Leichtigkeit ihres Schöpfers und des Schöpfungsaktes, “ und wenn ich das Zitat auf Helga Persel übertragen fortführe, so heißt es weiter bei Christiane Vielhaber, dass es der schmutzige Daumen des Künstlers ist, der die Schönheit schafft...
Helga Persel führt nicht nur den Kampf gegen das Sehen, so wie wir es gewohnt sind, sie führt auch einen Kampf gegen den Gebrauch der Fotografie im herkömmlichen Sinn und um diese Technik noch aufzuwerten, unterwirft sie sich selbst noch zusätzlichen Zwängen. Sie will nicht am Computer künstlich Bilder erzeugen, nein sie will mit dem vorhandenen Bildmaterial und unter respektvollem Umgang damit, Kunst machen. Daß dabei Alltagssituationen ihr behilflich sind ist nur ein Teilaspekt, und dass es dann zu durchaus ästhetischen Objekten, wie Sie hier an den Wänden sehen können kommt, ist eine weitere Gemeinsamkeit mit Aloys Rump.
Im nächsten Raum finden Sie einzig Bilder der Künstlerin Julia Belot. Julia wurde in Russland geboren und hat zunächst sich für eine solide Ausbildung entschieden, sie ist nämlich diplomierte Biologin, bevor sie ebenfalls in St. Petersburg an der dortigen Kunstakademie ihren Abschluß gemacht hat. Nun dachte sie bin ich gut ausgebildet, aber in Deutschland angekommen hatte sie dann scheinbar doch noch Zweifel, und machte zur Sicherheit noch ein Diplom in dem Fach Design an der Hochschule in Wiesbaden. Inzwischen haben wohl auch andere ihre Fähigkeiten erkannt und sie hat derzeit 2-3 Ausstellungstermine überschneidend zu betreuen. Neben ihrer Hauptarbeit, der Portraitmalerei hat sie gerade einen Kinderführer über Wiesbaden illustriert und arbeitet auch an der Serie „BOOT“, die wir im Januar im Haus Metternich zeigen wollen. Wenn Sie noch mehr Belots sehen wollen, gehen sie einfach nächste Woche nach Koblenz zur Ausstellung ins Stift. Das war aber jetzt genug Werbung für Julia. Ich wollte Ihnen ja die Gemeinsamkeiten näher erläutern. Nun, bei Julia’s Bildern sind es die positiven Wesensmerkmale des Menschen, die schönen Dinge gefallen ihr mehr als das Provokante, das wie sie sagt „Bloßstellen“ liegt ihr nicht. Ich kann dazu nur sagen, muß sie auch nicht!
Julia Belot zeigt uns aus der Serie „Limburg“ Szenen aus dem Alltag. Sie bringt uns Limburg und einige seiner Bewohner auf malerische Weise näher, allerdings auf eine eigene Weise, und wie wir es vielleicht nicht wahrnehmen würden, wobei wir wieder bei den Gemeinsamkeiten sind.
Kommen wir jetzt zu den Arbeiten von Kyra Spieker. Sie hat von den meist bei Aloys Rump immer wieder genannten Begriffen wie „RAUM-ZEIT-STILLE“ sich für den RAUM entschieden. Und was Helga Persel durch ihre Foto-Objekte tut, das will und kann Kyra Spieker uns erfahrbar machen, nämlich Räume, gedachte aber auch konkret vorhandene. Geometrische Formen, Würfel sind ihre Lieblingsobjekte, die sie dann bearbeitet, vorwiegend zersägt. Inzwischen bildet sie diese Räume aber auch mit transparenten Materialien nach, wie Draht beispielsweise. Wahrnehmung und Seherfahrung sind wieder unsere gemeinsamen Begriffe , wir erinnern uns an die Vorgänger.
Bei Eberhard Rube gibt die Ausbildung in Grafikdesign und Architektur die Arbeitsweise schon vor. Man erwartet förmlich die Landschafts- oder Städteansichten. Warum sollte es auch anders sein. Die Leichtigkeit des Seins, das Poetische einer Landschaft bringt uns Eberhard Rube überzeugend auf’s Papier. Gedankenspiele und unterschiedliche Atmosphären lassen genügend Platz für Interpretationen.
Im nächste Raum stehn sich Karl Kaul und Nicole Peters gegenüber. Friedlich jedoch, nicht kämpferisch, wo doch beide pädagogisch geprägt sind ist das keine Frage. Während Karl Kaul kraftvoll , expressiv in die Farbe greift, setzt Nicole Peters eher inhaltliche Akzente. Erzählerisch, poetisch wirken die Arbeiten, und nachdenklich stimmen uns ihre Themen. Schicksale stehen dahinter, auf den ersten Blick auch nicht ohne Hilfe erkennbar, im Text dann wie drüben im großen Saal aber zu erlesen.
So ist auch die ZEIT hier unser gemeinsamer Anknüpfungspunkt. 
Und bei Alice Stäglich, die im Saal ihre metallischen Objekten präsentiert, sind es im übertragenen Sinn auch Fundstücke oder Fragmente die sie zu ihren Skulpturen anregen. Zwar bei Alice Stäglich eher durch spontane Eingebung und bei Nicole Peters mehr gesteuert oder von außen gelenkt, aber beiden gemeinsam sind die Fundstücke menschlicher Natur oder aus Eisen und dadurch ausgelöst die entsprechenden Wahrnehmungen bzw. künstlerischen Reaktionen.
Ich hoffe, dass ich Sie hier nicht überstrapaziert habe, aber etwas anregen wollen wir ja immer, und im Anschluß Sie auch zu einem interessanten Gespräch mit den anwesenden Künstlern bei einem guten Glas Wein in Boppards herrlicher alter Villa Belgrano einladen.
Erzählen Sie ruhig auch –über uns- , auch Ihren Freunden!!

Viel Vergnügen (Uli Hoffelder,1. Vorsitzender)

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